Rundbrief juli 2019

Rundbrief Juli 2019

Liebe Freunde und Freundinnen, Spenderinnen und Spender,
Vor über einem halben Jahr habe ich euch das letzte Mal geschrieben und so gibt es einiges an Neuigkeiten zu berichten.
Ende Februar hat uns das BMZ (Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit) die Finanzierung eines Erweiterungbaus bewilligt. Im Oktober, wenn das Schuljahr zu Ende ist, kann damit begonnen werden, drei neue Klassenzimmer auf dem bisher einstöckigen Gebäude zu errichten. Ihr seht es auf dem linken Foto im Hintergrund. Auf dem rechten Foto ist es mit dem Pfeil markiert.

 

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Die drei neuen Räume machen es möglich, dass ab 2020 die drei Mittelschulklassen eigene Klassenzimmer haben. Außerdem werden uns regelmäßige Lehrerfortbildungen in den Jahren 2019/2020 und Unterrichts-material finanziert. Die Fortbildung richtet sich nicht nur an die Lehrer und Lehrerinnen des Colegio Maya, sondern ist auch für andere Schulen gedacht. Der erste Kurs hatte die Geschichte der Mayas des Hochlands Guatemalas als Thema, über die kaum jemand in seiner Schul- oder Studienzeit viel erfahren hat. Dazu haben wir einen holländischen Historiker eingeladen, der sich seit über 30 Jahren in Guatemala mit diesem Thema wissenschaftlich befasst.

Das Thema des nächsten Kurses war die didaktische Aufbereitung eines Grammatikthemas, es ging um die Wortarten (Artikel, Substantiv, etc.) Wir hatten im Jahr 2018 die Erfahrung gemacht, dass die Kinder schon in der zweiten Klasse sehr gerne dieses ansonsten trockene Thema gelernt haben, und zwar mit Material, das ich in einer Montessori-Schule kennengelernt hatte. Wir haben die Erfahrungen ausgewertet und an LehrerInnen von drei anderen Schulen weitergegeben.

 

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Das folgende Thema war “Lesen und Leseverständnis”. Dazu haben wir eine externe Referentin eingeladen. Sie hat uns sehr eindrücklich klar gemacht, dass die schlechten Testergebnisse der höheren Schulen und der frisch ausgebildeteten LehrerInnen (nur etwa 20% erreichen ein befriedigendes Ergebnis), damit zusammenhängt, dass in den Grund-und Mittelschulen nur darauf geachtet wird, dass die Kinder überhaupt lesen, dass die Lesegeschwindigkeit ohne Rücksicht auf Verständnis bewertet wird, und dass Aktivitäten wie das Nachfragen, Vergleichen, sowie Beispiele zum Gelesenen suchen ziemlich vernachlässigt werden. Als ihr Hauptanliegen hat sie uns die Frage gelassen. Wie sollen so mündige und kritische Staatsbürger heranwachsen?

rm-5Im Juni hatten wir zwei Fortbildungen, eine zur Didaktik des K’iche’-Unterrichts und die andere über ökologischen Gartenbau. Erstere ist eine Arbeit, an der alle mitarbeiten, um Texte und Übungen zu schreiben, mit denen die SchülerInnen ab dem 5. Schuljahr in kleinen Schritten K’iche’, die Sprache ihrer Großeltern, bei manchen auch der Eltern, schriftlich und mündlich lernen können.

Das Lehrmaterial, das es bis jetzt gibt, dient entweder hauptsächlich zum Vokabellernen, ist Grammatik mit Beispielen, oder Texte, in denen viele Schwierigkeiten auf einmal vorkommen. Bis jetzt haben wir noch nichts gefunden, was in der Methode oder Didaktik den Büchern entspricht, mit denen man Englisch, Deutsch, Spanisch oder eine andere Sprache systematisch lernt.

Während der Fortbildung gab es engagierte Diskussionen bei der Besprechung der ersten Lektion, die vorgestellt wurde. Bei Rechtschreibung und Redaktion ganz einfacher Sätze gingen die Meinungen ziemlich auseinander. Die Normen, die die Akademie der Maya-Sprachen ausgearbeitet hat, sind vielen nicht bekannt, weil sie kaum verbreitet werden. Stellt euch vor, Leute, die verschiedene deutsche Dialekte sprechen, sollen gemeinsam einen Text schreiben, ohne dass alle die Regeln des Dudens kennen. Wir werden noch mehrere Kurse brauchen, um dieses ehrgeizige Sprachprojekt zu verwirklichen. Wenn wir mehr selbsterarbeitetes Material haben, werden wir erfahrene Referenten einladen. Und ich hoffe für mich persönlich, dass auch ich endlich K’iche’ lerne.

Beim Kurs über ökologischen Gartenbau haben wir viel Praktisches gelernt, unter anderem das Puffen von Amaranthsamen. Für alle war es eine große Bereicherung, Erweiterung und Bestätigung dessen, was Hugo Cortez bereits im Schulgarten mit jeder Klasse anwendet.

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Da die Unter- und Fehlernährung in Guatemala ein großes Problem ist, möchten wir den Familien billige Möglichkeiten aufzeigen, wie sie ihre Situation verbessern können. Deshalb haben wir den Schulgarten durch einen aus einfachen Mitteln hergestellten Hühnerstall erweitert.

 

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rm-10An dieser Stelle möchten wir uns alle vom Colegio Maya beim Verein Itzamna und besonders bei Dr. Andreas Uhl bedanken, weil er sämtliche Anfangsschwierigkeiten bei der Genehmigung des Projektantrags mit seinem Einsatz überwunden hat. Ohne ihn könnten wir diese und die zukünftigen Aktivitäten nicht durchführen.

Im Februar war Christine Uhl bei uns und hat die Arbeit in der Schule und mit den Senioren und Seniorinnen begleitet. Sie hat Entspannungs- und Konzentrationsübungen für alle Altersgruppen gezeigt und praktiziert.
Die LehrerInnen wenden sie in der Schule an, und die neue Arbeitsgruppe für die SeniorInnen bei deren Treffen. Besonders aktiv in der SeniorInnenarbeit sind Hugo Cortez, der Lehrer für den Schulgarten und Byron Colop, ein Medizinstudent, ehemaliger Schüler des Colegio Maya und Stipendiat.

Beide haben anfangs dieses Jahres einen Finanzierungsantrag an die „Christel Wasiek Stiftung-Seniorenhilfe weltweit“ ausgearbeitet und den Antrag bewilligt bekommen. Jetzt können sie monatliche Treffen mit Aktivitäten durchführen, für die wir ansonsten kein Geld hätten. Das Engagement des 21 jährigen Byron lässt uns darauf hoffen, dass er noch viele Jahre im Verein Le K’at mitarbeiten wird. Er lernt bereits deutsch, da er sich nach dem Studium in Deutschland weiterbilden möchte. Byron seht ihr auf dem Foto.

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Um einigen rüstigen SeniorInnen das Leben interessanter zu machen, hat Hugo einigen vorgeschlagen, im Schulgarten mitzuarbeiten. Das soll gleichzeitig auch die LehrerInnen und SchülerInnen animieren, mehr K’iche’ zu reden und bei der Arbeit im Garten im Gespräch mit den alten Leuten ihren Wortschatz zu erweitern. Hier klärt Hugo bei einem Ausflug in der Badeanstalt Chicovix die organisatorischen Fragen.

Seit einiger Zeit machen wir uns Gedanken darüber, wie wir vom Vorstand Le K’at junge Leute vorbereiten können, Leitungsaufgaben zu übernehmen. Don Pedro, Direktor des Colegio Maya und Erster Vorsitzender des Vereins, hat damit den Anfang gemacht. Er ist bereits 70 Jahre alt und möchte langsamer treten. Seit zwei Jahren hat er mehrere LehrerInnen um Mitarbeit an Direktionsaufgaben gebeten und beobachtet, wie sie sich dabei bewähren. Ende letzten Jahres haben wir auf Grund seiner Erfahrungen die Entscheidung getroffen, eine Lehrerin, Elsa García, und einen Lehrer, Werner Az, an den Leitungsfunktionen zu beteiligen. Elsa hat seit März neben ihrem Unterricht in der Mittelschule die Aufgabe, sich um die Qualität des Unterrichts in der Grundschule zu kümmern, Werner hilft bei bürokratischen Angelegenheiten. Ich lerne einen Lehrer für die Buchhaltung an.

rm-13Auf dem Foto links seht ihr eine junge blonde Frau. Es ist Hanna Neumayer, eine sehr engagierte Sozialarbeiterin, die bis zum Februar 2020 bei uns mitarbeiten wird. Sie wurde von der österreichischen Organisation INTERSOL vermittelt. Sie hilft bei der Herstellung von Unterrichtsmaterial und möchte vor allem mit den Mädchen in der Schule arbeiten. Beim Srickunterricht, der schon lange gewünscht wurde lernte sie die Mädchen kennen. Mit dem Einverständnis der Eltern wird sie Daten über die sozialen und familiären Verhältnisse der SchülerInnen zusammenstellen. Außerdem gibt sie Byron und zwei interessierten Lehrerinnen Deutschunterricht.

Zum Schluss danke ich euch allen für euer Interesse an unserer Arbeit und eure Hilfe, die sie möglich macht. Ihr könnt sicher sein, dass wir uns einsetzen, das Beste für die Kinder und alten Menschen daraus zu machen.

Eure Walli Rupflin
und alle im Verein Le K’at, sowie Eltern, Schülerinnen und Schüler.

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