schule_colegio_maya_2013

Rundbrief November 2008

Guatemala, 22. November 2008

Liebe Freunde,
Wir alle im Verein Le K’at, die Kinder in der Schule, die Stipendiaten, die Senioren und der Vorstand wünschen euch Frohe Weihnachten und Gottes Segen im Neuen Jahr Ihr habt uns im diesem Jahr mit euren Gedanken, Briefen, Mails und Spenden geholfen und dafür wollen wir euch ganz herzlich danken.

Von links nach rechts: neben mir: Enrique Salanic (Schatzmeister und Direktor einer staatlichen Grundschule) Isabel Vicente (stellvertretende Sekretärin und Bibliotekarin, studiert nebenbei Sozialarbeit), Marcos Tzul (Sekretär, Dozent an einem Lehrerbildungsinstitut), Pedro Cortez (Vorsitzender, pensionierter Grundschullehrer), es fehlt auf dem Foto der stellvertretende Vorsitzende, José Rolando Salanic
Le K’at ist ein Wort aus der Mayasprache K’iché, die in Cantel gesprochen wird. Es bedeutet “das Netz”. Wir haben vor Jahren dieses Namen ausgewählt, weil wir in unseren Projekten Menschen miteinander verknüpft wollen, die Kinder in der Schule, die Senioren, die Stipendiaten, die Benützer der Bibliothek, die Kranken, die ihre Behandlung nicht bezahlen können. Unsere Projekte laufen nicht nebeneinander her, sondern schaffen Verbindungen her, zum Beispiel, wenn die Kinder aus der Schule am Adventstreffen für die Alten singen und die Stipendiaten mithelfen, das Essen auszuteilen. Auch ihr in gehört zu diesem Netz, eure Hilfe ist ganz wichtig, damit wir die Fäden verknüpfen können
In diesem Jahr 2008 hatten wir sehr viel Arbeit, von der einige eingeplant war, und anderes kam überraschend dazu. Manche Pläne konnten wir nicht durchführen.
Zu den Plänen, die nicht gelungen sind, gehört die Anstellung eines Arztes, der ständig bei uns im Krankenhaus arbeiten möchte. Der letzte, Dr. Arriola hat im Februar versucht, bei der Untersuchung und Behandlung der Senioren stark überhöhte Preise für die Medikamente (bis zum dreifachen vom Einkaufspreis) zu kasssieren. Als ich das rechtzeitig bermerkt habe, hat ihn der Vereinsvorstand in einem Brief um ein Gespräch über diese Angelegenheit gebeten. Dr. Arriola ahnte den Inhalt und weigerte sich ihn zu lesen: er wolle nur mit mir verhandeln, nicht mit den Leuten vom Verein. Wegen dieses seltsamen Verhaltens haben wir dann den Kontakt mit ihm abgebrochen. Um das Programm weiterzuführen, kam ein Arzt aus der Hauptstadt. Ein junger Arzt aus Cantel, der auch Kíché spricht, Dr. Wilfredo Rixquiacche, hat im August die weitere Behandlung der alten Leute übernommen und wir können ihn rufen, wenn Kinder in der Schule krank sind oder wenn Kranke kommen. Dr. Rixquiacche ist auch bereit, in einem Programm zur Gesundheitserziehung im Colegio Maya mitzuarbeiten. Ich selbst habe im Januar eine Heilpraktiker-ausbildung angefangen, und hoffe, dass ich noch in diesem Jahr meine Zulassung bekomme. So habe ich eine rechtliche Grundlage, zusammen mit Doña Mélida, unserer Krankenschwester, Leute zu behandeln. Den Kranken, die zu uns kommen ist es unwichtig, ob wir eine Zulassung haben oder nicht, aber mir ist es nicht wohl dabei.

Im Rahmen des Seniorenprogramms haben wir nicht nur die Kranken behandelt, sondern auch andere Hilfe geleistet. Doña Mayra, die Verantwortliche für dies Aktivitäten, hat mit ihren Mitarbeiterinnen den Angehörigen geholfen, einige zu Grabe zu tragen. Wir haben Töpfe und Geschirr gekauft, das die Familien ausleihen können, um die Trauergäste zu bewirten. Manche Kranke bekamen Decken, damit sie nicht so frieren. Einer Frau blies der Wind das Dach von ihrer Hütte, sie kam zitternd vor Kälte und Nässe zu Doña Mayra, die ihr gleich ein Wellblech beschaffte, das sie mit der Hilfe der Nachbarn befestigte. Mittlerweile ist die Umfrage über die gesundheitliche Lage der Senioren ausgewertet. Wenn die Maisernte vorbei ist, dann werden wir mit den Betreuerinnen darüber reden, wie wir die Altenarbeit verbessern können. Als erstes haben wir schon Hautcreme mit Calendula und Aloe Vera hergestellt, da die meisten Senioren zu trockene Haut haben, und wegen der Kälte die Haut an den Füßen und Fersen aufreißt. Zu weiteren Treffen kamen wir in diesem Jahr nicht mehr, da in der Familie von Doña Mayra, die das organisieren sollte, der Mann und die kleine Tochter krank wurden. Als letzte große Veranstaltung wird am 12. Dezember der Adventsnachmittag im Krankenhaus stattfinden, Bilder davon bekommt ihr dann nächstes Jahr. Als ich die Betreuerinnen fragte, was sie für ihre Arbeit mit den alten Leuten lernen wollten, haben mich noch gebeten, eine Aktivität für sie selbst durchzuführen: wir werden nach dem Adventsnachmittag in der neuen Schulküche Plätzchen backen. Ich denke, dass wir dabei auch über ihre Betreuungsarbeit reden können, und ich einen besseren Einblick bekomme. Bis jetzt kenne ich die Frauen nur sehr wenig, da ich sie immer nur auf Verantstaltungen getroffen habe. Meine Idee ist immer noch, mit ihnen Kurse zur Alten- und Krankenpflege zu organisieren, und möchte vorher wissen, was sie gerne hätten, und wie sie sich die Durchführung vorstellen.
In diesem Jahr ist die Textilfabrik in Cantel, die über 500 Arbeiter angestellt hatte in Konkurs gegangen und geschlossen worden. Das hat uns direkt betroffen. Der Verwalter hatte für die Bibliothek einen großen Raum für einen symbolischen Preis zur Verfügung gestellt (6 Euro monatlich). Der größte Teil der Fabrik und der Grundstücke ist nun Eigentum einer Bank, die sobald wie möglich verkaufen will. Die Bevölkerung von Cantel und die Stadtverwaltung haben einige Gebäude, zum Beispiel eine kleine katholische Kirche, einen Sportplatz, einen Kinderspielplatz, zugesprochen bekommen. In Verhandlung ist noch das Eigentum über einige Wasserquellen und Grundstücke, zu denen auch das gehört, das wir für den Bau einer eigenen Bibliothek bekommen sollten. Einige Gebäude werden nicht verkauft, sondern vermietet, dazu gehört das Haus mit der Bibliothek. Unser Vorsitzender Pedro Cortes war auf mehreren Sitzungen, um zu verhindern, dass wir den Bibliotheksraum verlieren und er hat den geforderten Mietpreis von 600 Quetzal auf 300 Quetzal monatlich heruntergehandelt. Zu den Mietkosten kommen dieKosten für elektrischen Strom, der bis jetzt vom Generator der Fabrik geliefert wurde. Wir hoffen, dass wir irgendwann ein besseres Grundstück oder eines der Häuser bekommen. Die ehemalige Sekretärin des Verwalters hat uns versprochen, uns rechtzeitig zu informieren, wenn sich diese Möglichkeit auftut. Der jetzige Bibliotheksraum ist kalt und etwas feucht, deshalb würden sich die Benützer und die Bibliothekarinnen sehr über eine Verbesserung freuen.

Von den Stipendiaten kann ich hauptsächlich Gutes berichten: In diesem Jahr hat ein junger Mann (17), Luis Sacalxot, seine Schulbildung abgeschlossen als Buchhalter abgeschlossen. Er will jetzt an der Universität weiterstudieren.
Ein anderer, David Rodriguez (18), hat sein erstes Jahr an der Universität erfolgreich bestanden, er will Mathematik- und Physiklehrer werden. Neben dem Studium hat er freiwillig und unbezahlt zur Übung in einer Mittelschule in seinem Weiler unterrichtet.

Die Schüler haben zu ihrem Schreck anfangs bei David ziemlich schlechte Noten bekommen, denn ihr zuständiger Lehrer weiß nicht viel und hat nicht viel verlangt. Im Laufe des Schuljahres haben die Schüler sich verbessert und auch der Lehrer lernt mit. Zwei der älteren Mädchen, Cristina Everilda Sacalxot (17) und Rosenda Cornejo(15) gehören zu den Besten ihrer Klasse, Maria de los Angeles (18) hat ihre Ausbildung als Krankenpflegehelferin abgeschlossen und wird im nächsten Jahr Arbeit suchen. Ein Junge hat so schlechte Noten, dass wir ihn nicht weiter fördern werden, einer hat uns seine Zeugnis noch nicht gezeigt, wahrscheinlich hat auch er nicht bestanden. Wir freuen uns sehr, dass die meisten, die Hilfe, die wir ihnen geben, zum Lernen benützen, und so später einen Beruf finden, und nicht als Hilfsarbeiter illegal in die USA gehen, um ihre Familie ernähren zu können.

Was das Colegio Maya betrifft, hatten wir uns in diesem Jahr vorgenommen, die Infrastruktur zu verbessern. Das ist uns gelungen: Alle Wände wurden innen und außen neu gestrichen, Löcher ausgefüllt, das Dach repariert und der Innenhof vollständig zementiert. Jetzt staubt es nicht mehr so, wenn die Kinder spielen und der Wind weht nicht mehr soviel Staub in die Klassenzimmer. Ich habe von meinem Geld das ganze Grundstück umzäunen lassen, damit es vor Kühen und Schafen geschützt ist. Im letzten Jahr haben Kühe einen Teil der Baumpflänzchen aufgefressen, die die Schüler im Sachunterricht gezogen haben. Ein Maschendrahtzaun, gespendet von der Schule in Wassenberg, verhindert, dass die Bälle vom Sportplatz in das Maisfeld der Nachbarn fallen.
Das Projekt zur interkulturellen Begegnung zwischen Lehrern und Schülern des Colegio Maya und der deutschen Schule hat Fortschritte gemacht. Es gab zwei große Treffen von je zweieinhalb Tagen: eines in der Deutschen Schule in der Hauptstadt und eines in Cantel. Bei diesem Projekt ist nicht nur das Colegio Maya sondern auch Lehrer von zwei öffentliche Schulen von Cantel beteiligt. Das Ziel, voneinander zu lernen, wurde in diesem Jahr so gut erreicht, wie wir es nicht erwartet haben. Es ging darum, dass alle von allen lernen: Die Lehrer in Cantel wollten in neue Methoden eingeführt werden, und die LehrerInnen aus der Hauptstadt zeigten ihnen das “Lernen an Stationen”. Die meisten haben es ausprobiert und waren überrascht über den Erfolg bei den Kindern, so dass sie diese Methode häufiger anwenden wollen. Die Lehrer aus der Deutschen Schule (Deutsche und Guatemalteken) wollten etwas über die Mayakultur lernen. Die Canteler haben folgende Themen ausgewählt: die Zubereitung von traditonellen Speisen, die Herstellung der Muster in den Stoffen, das Tragen der Frauenkleidung, der Mayakalender und Mayareligion. Das gemeinsame Kochen am Holzfeuer, der Besuch in einer Weberei, die Anleitung zur Herstellung von gemusterten Fäden, das Ankleiden von Trachten und die Mayazeremonie war für alle ein Erlebnis. Auch für die guatemaltekischen LehrerInnen, die ja hier im Land geboren sind, war vieles unerwartet. Vor einem Jahr, als wir das erste Treffen durchführten hatten zwei der guatemaltekischen Lehrerinnen noch die Befürchtung, dass sie von den Mayalehrern als Ladinas und zu den Rassisten gehörend abgelehnt werden, und dass sie sich ganz vorsichtig benehmen müssten. Diese Befürchtungen sind jetzt beseitigt. Die Erfahrung, dass die meisten LehrerInnen in Cantel so gern und schnell neue Methoden lernen, ist ein zusätzlicher Ansporn, im nächsten Jahr weiterzumachen.

Leider konnte die Direktorin des Colegio Maya den Arbeitsrythmus nicht mitmachen, weil sie gleichzeitig in zwei Schulen unterrichtete, was sie uns erst mitteilte, als sie erklären musste, warum sie an den Treffen nicht teilnahm. Sie hat deshalb im März gekündigt. Wir mussten Ersatz für sie suchen, und haben zwar einen Lehrer gefunden, blieben aber wegen der neuen Bestimmungen im Schulrecht ohne Direktor oder Direktorin. Schließlich blieb im Oktober zum Schuljahrsende keine andere Lösung, als dass Pedro Cortez, der alle rechtlichen Bedingungen erfüllt, den Direktorsposten angenommen hat. Wir sind alle sehr froh darüber, die Lehrer mit eingeschlossen, und wir denken, dass sich das auf die Entwicklung der Schule positiv auswirkt. Schon jetzt im November (Schulferien) trifft er sich regelmäßig mit den Lehrern und bereitet die Arbeit im nächsten Jahr vor.
Das ist in groben Zügen die Beschreibung unserer Arbeit in diesem Jahr 2008. Wenn jemand von euch genauere Information möchte, auch über finanzielle Themen, kann er mir gerne eine Mail oder einen Brief schreiben. Ich hoffe, dass wir bald unsere web-site erneuert haben in der wir ausführlichere Informationen und mehr Fotos unterbringen. Ich danke Aysun für ihre Ideen und Anita, die 4 Monate in Cantel ist, für ihre Texte, auch Andreas für die technische Hilfe. Jetzt müsst ihr nur noch Geduld haben, vor allem mit mir, bis ich es schaffe, alles zusammenzustellen und dann immer zu aktualisieren.
Zum Abschluss grüße ich euch nochmal ganz herzlich im Namen aller in Cantel und von den beiden Vereinen.

Eure Walli

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Ihren Besuch stimmen der Nutzung zu.