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Rundbrief Dezember 2016

Liebe Freunde und Freundinnen,

Der letzte Rundbrief ist erst  knapp zwei Monate alt und schon wieder kann ich euch Neuigkeiten berichten, und zwar gute: Nach fast zweijährigem Bemühen hat es Don Pedro geschafft, dass wir die offizielle Erlaubnis bekommen, eine eigene Mittelschule am Colegio Maya zu betreiben. Das war keine leichte Arbeit, denn die Bürokratie ist in Guatemala ein Dschungel, in dem man viel Durchhaltevermögen braucht, wenn man keine Beziehungen zur jeweiligen Regierungspartei hat.

Deshalb haben wir, die Vorstandsmitglieder, ihm am Samstag bei Kaffee und Kuchen gedankt. Marcos Tzul ist der Direktor der Mittelschule, er war selbst Lehrer und dann Dozent an einer Lehrerbildungsanstalt. Nach 30 Berufsjahren ist er pensioniert und hat Zeit für diese neue Aufgabe.

Im Oktober ging das Schuljahr zu Ende. Im Oktober hatten wir außerdem Besuch von Herrn Michael Bodmann von der Gesamtschule in Wassenberg, die uns dank des Engagements von mehreren Lehrer-innen seit Jahren regelmäßig unterstützt. Zur Freude aller Kinder hat er Spiele und viele Legobausätze mitgebracht, mit denen die Kinder in der Bibliothek spielen können. Zum Teil wurden sie von den Kindern gespendet, zum Teil waren es Bausätze, die in Deutschland an Tankstellen verschenkt werden.

Im November und Dezember sind Schulferien, im Januar geht das neue Schuljahr an. November ist der Monat, in dem die Lehrerfortbildungen stattfinden. In diesem Jahr haben wir zwei Lehrerinnen entlassen, da sie sich nicht mehr an unsere Arbeitsprinzipien gehalten haben: sie haben die Hefte nur selten korriegiert, didaktisches Material ist im Regal verstaubt, und eine hat sogar körperliche Strafen ausgeteilt. Nun mussten wir zwei neue Grundschullehrer-innen suchen und sie in unsere Arbeitsmethoden einweisen. Wir hatten 25 Bewerber-innen, einige sogar mit Zusatzstudium an der Universität. Leider hat sich bestätigt, was die Statistik zeigt: Nur 8 Prozent der Lehrer-innen mit Studienabschluss besitzen das Minimum an Kenntnissen in Mathematik, und nur 26% in Sprache. Die Prüfungsfragen, die wir ihnen gestellt haben waren alle aus einem Buch der 6ten Klasse Grundschule; trotzdem hatten sie große Schwierigkeiten. Nach den ersten 12 Kandidaten waren wir ziemlich verzweifelt, weil sie so wenig konnten, obwohl sie einen offiziellen Abschluss haben. Das Erschreckende ist, dass dem staatlichen Bildungssystem die Bildung der Bevölkerung nicht wichtig ist. Die beiden, die wir schließlich ausgewählt haben, eine Lehrerin und ein Lehrer, arbeiten noch in dieser Woche mit uns, um sie für die ersten Wochen im neuen Schuljahr vorzubereiten.

Auch die Lehrer und Lehrerinnen der Mittelschule haben sich im November zwei Tage getroffen, gemeinsam die Arbeit in diesem Jahr ausgewertet und angefangen, sich fürs nächste vorzubereiten. Drei Lehrer-innen haben vorgeschlagen, mehr Wert auf die Kenntnis von Cantel und Umgebung zu legen. Deshalb haben alle zusammen einen Plan erarbeitet, wie während zwei Monaten die Inhalte aller Fächer mit Informationen zu Cantel vermittelt werden können. Die Diskussion und die Beiträge waren sehr interessant und ich hoffe, dass das Experiment gelingt. Die Themen sind: die Geschichte von Cantel, die Kriminalität und Jugendbanden, die Armut und die (illegale) Migration in die USA, die lokalen und regionalen Möglichkeiten zur Versorgung mit Nahrungsmitteln, der schädliche Einfluss der Nahrungsmittelindustrie auf die Gesundheit und anderes mehr. Es gibt Ideen und Material für alle Fächer. Mit welchem Erfolg diese Ideen umgesetzt werden, berichte ich euch im nächsten Jahr.

Von den Stipendiaten haben drei Mädchen die Mittelschule abgeschlossen und eine die Oberstufe, die zum Lehrerstudium an der Universität berechtigt. Als Jahresabschluss haben wir zuerst bei mir zu Abend gegessen, einen Film angeschaut und übernachtet und dann einen Ausflug gemacht, um ein paar Orte in der Umgebung kennenzulernen.

Zwei Ereignisse gibt es noch in diesem Jahr: Ein Bildungsausflug der Lehrer-innen, um archeologische Stätten kennenzulernen und Museen zu besuchen. Dieser Ausflug ist die Ergänzung zu einem kleinen Geschichtskurs im November. Das andere Ereignis ist die Weihnachtsfeier der Señoren in zwei Wochen. Sie freuen sich schon sehr darauf und fragen Doña Mélida danach, wenn sie mit ihren Schmerzen und anderen Problemen zu ihr kommen.

Leider haben wir in diesem Jahr die wöchentlichen Mittagessen für die ganz armen Senioren nicht mehr ausgegeben, weil wir die Spenden nur noch für die medizinische Versorgung und die Feiern reichen. Die Verminderung des Wechselkurses um zwanzig Prozent seit zwei Jahren hat unsere finanziellen Möglichkeiten sehr eingeschränkt.

Wir, der Vorstand, die Stipendiaten, und vor allem die Lehrer-innen danken euch noch einmal ganz herzlich für eure Spenden. Die Seniorinnen danken nicht nur, sondern beten auch für euch, wie sie mir immer wieder versichern. Wenn ihr Freunde und Bekannte habt, die ein Projekt suchen, für das sie spenden können, dann empfehlt uns bitte weiter. Unsere laufende Arbeit finanziert sich zu 80% von privaten Zuwendungen. Das Schulgeld macht 20% aus. Deshalb geben alle Lehrerinnen, die laut ihrem Scheck den Mindestlohn von etwa 300 Euro im Monat verdienen, 20% davon ab, um Fachlehrer und andere Ausgaben der Schule zu finanzieren. Wenn wir in diesem Jahr genügend Spenden bekommen und der Wechselkurs sich bessert, dann wird dieser Anteil weniger.

Mit vielen Grüßen und Wünschen verabschiede ich mich im Namen aller
Walli Rupflin, Pedro Cortez, Marcos Tzul, Enrique Salanic, Rolando Salanic, Hugo Cortez

Spendenkonto: Itzamna – Hilfe für Guatemala e. V.
8300757 Kreissparkasse Biberach BLZ 65450070 IBAN : DE02 6545 0070 0008 3007 57 BIC: SBCRDE66XXX
Kontakt und Flyer: Gisela Oesterlein, Rammingerstr.8, 88400 Biberach-Riss, wallirupflin@yahoo.de

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